Der Truppenübungsplatz Ohrdruf ist heute ein Erinnerungsort an das nationalsozialistische Außenlager S III – und zugleich weiterhin ein militärisch genutztes Gelände der Bundeswehr. Die Wahl dieses Ortes für ein Kunstprojekt im Gedenken an die Opfer knüpft an seine tiefgreifende historische Bedeutung an.
Das Gelände wurde bereits im Ersten Weltkrieg militärisch genutzt. Nach der Auflösung der Kriegsgefangenenlager im Jahr 1916 ging es dauerhaft in militärische Nutzung über. In der Zeit des Nationalsozialismus entstand dort neben militärischen Einrichtungen auch ein Wehrertüchtigungslager für die Hitlerjugend.
Im November 1944 übernahm die SS innerhalb kürzester Zeit das gesamte Areal von der Wehrmacht und richtete ein Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald ein – das sogenannte Außenkommando S III. Es bestand aus mehreren Teilen: das ehemalige Wehrertüchtigungslager wurde zum Nordlager, die umfunktionierten Pferdeställe im Hauptlagerbereich zum Südlager.
Am 6. November 1944 trafen die ersten Häftlinge ein. Innerhalb weniger Wochen stieg ihre Zahl auf über 10.000, Ende März 1945 waren es rund 20.000 Menschen, die in den Lagern untergebracht und zur Zwangsarbeit gezwungen wurden – vor allem beim Stollenbau im Jonastal.
Die Bedingungen im Lager waren katastrophal: mangelnde Verpflegung, bittere Kälte, unhygienische Zustände und brutale Gewalt bestimmten den Alltag. Wer zu schwach war, um zu arbeiten, wurde in ein sogenanntes Krankenlager verlegt – ein ehemaliger Pferdestall, in dem die Menschen ohne medizinische Versorgung dem Tod überlassen wurden. Die Leichen wurden in Baracken gestapelt und schließlich in Massengräbern am Hainberg verscharrt.
Insgesamt kamen im Lagerkomplex S III nach Schätzungen mindestens 6.000 Häftlinge ums Leben. Die genaue Zahl bleibt aufgrund der chaotischen Lagerführung unklar.
Nach dem Krieg nutzten zunächst sowjetische Truppen das Gelände, später übernahm die NVA, und nach 1993 schließlich die Bundeswehr, die den Truppenübungsplatz bis heute nutzt. Das Gelände bleibt militärisches Sperrgebiet und ist nur im Rahmen von Führungen und Gedenkveranstaltungen zugänglich.
Ein Mahnmal vor Ort sowie rekonstruierte Elemente – etwa der Grundriss einer Baracke – erinnern heute an das Leiden der Häftlinge und das Verbrechen, das hier geschah. Der Ort ist Mahnung und Auftrag zugleich: die Geschichte sichtbar zu machen und die Erinnerung an die Opfer zu bewahren. Deshalb errichteten wir hier die 1. Skulpturengruppe des „Pfad des Gedenkens“.