Das Außenlager Espenfeld war eines der Standorte des Konzentrationslager-Komplexes S III, der zwischen Sommer 1944 und Frühjahr 1945 in der Region um Ohrdruf und das Jonastal entstand. Espenfeld war dabei besonders durch seine provisorische, menschenunwürdige Unterbringung und die extrem harten Arbeitsbedingungen geprägt.
Das Lager befand sich am südlichen Rand der kleinen Ortschaft Espenfeld im Thüringer Wald, unweit der Bahnstrecke und der Landstraße zwischen Arnstadt und Crawinkel. Es war eines der am frühesten errichteten Lager des S-III-Komplexes und bestand – anders als andere Standorte – nicht aus festen Baracken, sondern aus einfachen Armeezelten. Diese wurden auf freiem, ungeschütztem Gelände aufgestellt, um möglichst schnell möglichst viele Zwangsarbeiter unterzubringen.
Die Häftlinge schliefen auf nassem Boden, auf Strohsäcken oder Planen, die oft durchnässt waren. Schutz vor Regen, Wind und Kälte gab es kaum. Im Herbst und Winter 1944/45 bedeutete das eine lebensgefährliche Belastung für geschwächte Menschen.
Im Lager Espenfeld waren mehrere hundert Häftlinge untergebracht – überwiegend Männer aus Frankreich, Polen, der Sowjetunion, Ungarn und anderen von Deutschland besetzten Ländern. Viele waren politische Gefangene oder verschleppte Zivilisten. Die Verpflegung war völlig unzureichend, es gab kaum sanitäre Einrichtungen, keine medizinische Versorgung und ständige Schikanen durch die SS-Wachmannschaften.
Das Lager stand unter der Aufsicht von SS-Personal und war vollständig vom übrigen Dorfleben abgeschirmt. Dennoch bekamen die Bewohner:innen von Espenfeld das Lager indirekt mit – etwa durch Transporte, Schüsse oder gelegentliche Sichtungen der ausgezehrten Häftlinge.
Die Häftlinge aus Espenfeld wurden täglich in Kolonnen zu den Bauplätzen im Jonastal. Sie mussten unter Aufsicht der SS und der Organisation Todt schwere Erdarbeiten verrichten, Schienen verlegen, Material transportieren und Stollen ausschachten. Die Arbeit war brutal hart und oft lebensgefährlich.
Rückkehr ins Lager bedeutete keine Erholung: Hunger, Krankheit, Erschöpfung und Gewalt forderten täglich Opfer. Die Zahl der Toten aus Espenfeld ist bis heute nicht genau bekannt – viele wurden anonym verscharrt oder in Massengräbern beigesetzt.
Mit dem Vorrücken der US-Armee im Frühjahr 1945 begannen die Nationalsozialisten, das Lager Espenfeld zu räumen. Die überlebenden Häftlinge wurden auf sogenannte Todesmärsche Richtung Buchenwald oder Dachau geschickt – viele überlebten diesen letzten Marsch nicht.
Nach Kriegsende wurde das Lagergelände dem Erdboden gleichgemacht. Heute erinnern keine baulichen Spuren mehr direkt an das einstige Zeltlager – der Ort ist eine Wiese am Waldrand geblieben. Doch das Lager Espenfeld steht symbolisch für die Brutalität und Kälte, mit der das NS-Regime Menschen entrechtete, versklavte und ermordete.
Die Erinnerung an Espenfeld lebt heute vor allem durch Forschung, Gedenkinitiativen und digitale Aufarbeitung. In Zusammenarbeit mit lokalen Archiven, der Gedenkstätte Buchenwald und dem Förderverein „Gedenkstätte Jonastal“ wurde das Wissen über das Lager wieder zugänglich gemacht. Am Ortsrand von Espenfeld, unweit des ehemaligen Lagergeländes, erinnert ein schlichtes Mahnmal aus Naturstein an die Opfer des dortigen Außenlagers des Konzentrationslagers Buchenwald.
Espenfeld ist ein Beispiel für die oft unsichtbaren Orte des Terrors – Lager, die nur kurz bestanden, kaum dokumentiert sind, aber dennoch unzähligen Menschen das Leben kosteten. Ihre Geschichten verdienen es, erzählt und erinnert zu werden.
„Erinnern heißt handeln.“ Das Gedenken an Espenfeld soll nicht nur an das Leiden der Opfer erinnern, sondern auch zur Wachsamkeit gegenüber jeder Form von Unmenschlichkeit und Ausgrenzung mahnen.