Truppenübungsplatz Betonabgüsse

Die Realisierung dieser ersten Skulpturengruppe wäre ohne die enge Zusammenarbeit mit dem Bauhof Ohrdruf und der Bundeswehr nicht möglich gewesen. Mathias Wolf, Oliver Wachs und Uwe Rieß vom Bauhof unterstützten die Schüler*innen tatkräftig bei der Errichtung des Kunstwerks. Auch Soldaten halfen vor Ort bei der Umsetzung – ein starkes Symbol für gesellschaftliches Miteinander im Zeichen der Erinnerungskultur.

Häftlinge

Walter Heinrich Georg Roth

Walter Heinrich Georg Roth wurde am 19. Juni 1914 in Oberursel bei Frankfurt geboren.

Walter Heinrich Georg Roth (1914–1945)

Walter Heinrich Georg Roth wurde am 19. Juni 1914 in Oberursel bei Frankfurt geboren. Er war ein schlanker, 168 cm großer Mann mit schwarzem Haar und dunkelbraunen Augen; drei Zähne fehlten ihm. Roth war ledig, evangelisch und arbeitete als Kraftfahrer.

Am 24. Mai 1943 wurde er aus politischen Gründen in Schutzhaft genommen. Wenige Monate später, am 20. September 1943, kam er ins Konzentrationslager. Dort wurde er unter der Häftlingsnummer 20993 registriert.

Schließlich verschleppte man ihn in das Außenlager Ohrdruf (S III), Teil des KZ-Komplexes Buchenwald, wo er unter härtesten Bedingungen Zwangsarbeit leisten musste.

Walter Roth erkrankte schwer: Er litt an einer Kreislaufinsuffizienz und einem Magen-Darm-Katarrh — typische Krankheitsbilder, die durch Hunger, Erschöpfung und unhygienische Zustände hervorgerufen wurden. Am 14. Februar 1945, um 7:45 Uhr, starb er in Ohrdruf, nur wenige Wochen vor der Befreiung des Lagers durch US-Truppen.

Walter Roths Schicksal steht exemplarisch für die vielen politischen Gefangenen, die als Gegner des NS-Regimes entrechtet, gedemütigt und schließlich ermordet wurden. Sein Leben mahnt uns bis heute, die Erinnerung an diese Opfer wachzuhalten und Unrecht niemals zu verschweigen.

Nikolaas Droog

Nikolaas Droog wurde am 15. Juli 1920 in Roermond, Niederlande, geboren.

Nikolaas Droog (1920–1945)

Nikolaas Droog wurde am 15. Juli 1920 in Roermond, Niederlande, geboren. Er war ein großgewachsener, schlanker Mann mit blonden Haaren und blauen Augen. Von Beruf war er Apotheker, tief verwurzelt im christlich-katholischen Glauben. Er war ledig und kinderlos.

Am 27. August 1943 wurde Droog in Berlin aus politischen Gründen von der Gestapo verhaftet. Zunächst kam er ins Konzentrationslager Sachsenhausen, wo er am 27. November 1943 registriert wurde. Von dort aus wurde er später ins KZ Buchenwald deportiert und erhielt die ftlingsnummer 8747. Anfang 1945 kam er ins Außenlager Ohrdruf (S III), das erste von der US-Armee befreite Konzentrationslager auf deutschem Boden. Dort war er nur noch als Nummer bekannt — sein Name war ausgelöscht.

In Ohrdruf musste er unter unmenschlichen Bedingungen Zwangsarbeit leisten, meist beim Bau von Stollenanlagen und im Straßenbau. Die Häftlinge litten unter Hunger, Kälte, brutalster Gewalt und katastrophaler Hygiene. Wer zu schwach war, wurde getötet oder starb an Entkräftung und Krankheiten.

Nikolaas Droog starb vermutlich am 18. März 1945, nur wenige Wochen vor der Befreiung durch US-amerikanische Truppen.

Nikolaas Droog steht stellvertretend für die vielen jungen Männer aus den besetzten Ländern, die als politische Gegner, Widerstandskämpfer oder Zwangsarbeiter nach Deutschland verschleppt und in den Lagern systematisch vernichtet wurden. Sein Name mahnt uns heute, Unrecht nicht zu verschweigen und das Erinnern wachzuhalten.

Nach dem Krieg geriet seine Geschichte in Vergessenheit. Erst durch die Recherchen seines Neffen, des niederländischen Autors Bart FM Droog, wurde sein Schicksal wieder sichtbar gemacht. In einem eindrucksvollen Audioslide-Projekt der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha wird sein Leben in Bildern und Texten erzählt, als Mahnung gegen das Vergessen.

 

Petro Mischtschuk

Petro Mischtschuk wurde am 10. Juli 1926 in Kysylyn in der damaligen Sowjetunion geboren, im heutigen Westen der Ukraine.

Petro Mischtschuk – Überlebender des Außenlagers Ohrdruf

Petro Mischtschuk wurde am 10. Juli 1926 in Kysylyn in der damaligen Sowjetunion geboren, im heutigen Westen der Ukraine. Als Jugendlicher geriet er in die Mühlen der nationalsozialistischen Besatzungspolitik: 1942, mit gerade einmal 14 Jahren, wurde er im Wald als mutmaßlicher Partisan aufgegriffen. Es folgte die Deportation – zunächst in ein Ghetto, später nach Auschwitz.

Von dort verschleppte man ihn weiter in verschiedene Lager, darunter nach Berlin und in die Nähe von Magdeburg. Am 9. März 1944 wurde er als Zwangsarbeiter ins Konzentrationslager Buchenwald eingeliefert. Dort erhielt er die Häftlingsnummer 105105 und wurde bald darauf in das berüchtigte Außenlager Ohrdruf (S III) überstellt.

In Ohrdruf war Petro Mischtschuk unvorstellbarem Leid ausgesetzt. Er wurde zur Zwangsarbeit gezwungen – etwa beim Verlegen von kilometerlangem Stacheldraht oder beim Schleppen schwerer Felsbrocken für den Stollenbau im Jonastal. Die tägliche Nahrung bestand aus Spinatwasser und Steckrüben. Er musste tote Mitgefangene in Baracken stapeln und wurde Zeuge, wie SS-Männer Goldzähne aus den Mündern Verstorbener brachen.

Anfang April 1945 wurde Petro zusammen mit Tausenden anderer Häftlinge auf einen sogenannten Todesmarsch zurück nach Buchenwald und weiter in Richtung Sachsenhausen geschickt. Unterwegs starben viele an Hunger, Kälte oder durch Erschießungen. Petro überlebte nur durch Zufälle und Not – durch gesammelte Bucheckern und das Mitleid einzelner Dorfbewohner.

Seine Befreiung erfolgte kurz vor Kriegsende. Ursprünglich sollten die Häftlinge an der Küste im Meer getrieben und ertränkt werden – doch amerikanische Truppen griffen rechtzeitig ein. Nach der Befreiung kehrte Petro Mischtschuk zu Fuß in seine Heimat zurück.

Bis heute engagiert er sich als Zeitzeuge. In der Ukraine und in Thüringen, besonders im Raum Gotha und Arnstadt, spricht er über das Geschehene. Er arbeitete mit Gedenkstätten und dem Jonastalverein zusammen und stellte seine Erlebnisse Filmprojekten und Schulklassen zur Verfügung.

Petro Mischtschuk ist einer der letzten bekannten Überlebenden des Lagers Ohrdruf. Seine Stimme ist ein eindringliches Zeugnis für das Leid unzähliger Opfer – und ein Appell an kommende Generationen, sich für Wahrheit, Menschlichkeit und Erinnerung einzusetzen.

 

Video-Interview: Petro Mischtschuk als Zeitzeuge

  • Titel: Zeitzeugengespräch mit Petro Mischtschuk – Erinnerungen an das Lager Ohrdruf
  • Länge: 35 Minuten
  • Sprachen: Ukrainisch mit deutschen Untertiteln
  • Inhalt: Mischtschuk berichtet eindringlich von seiner Deportation, dem Lageralltag in Ohrdruf, den Todesmärschen und seiner Befreiung.
  • Herausgeber: Stiftung Schloss Friedenstein Gotha / Landeszentrale für politische Bildung Thüringen
  • YouTube-Link: https://www.youtube.com/watch?v=9vurKLiJnyA

Max Kannewasser

Max Kannewasser, geboren am 24. September 1916 in Amsterdam, war ein jüdischer Musiker und Sänger.

Max Kannewasser (1916–1945) – Swing, Verfolgung und Widerstand

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Max Kannewasser, geboren am 24. September 1916 in Amsterdam, war ein jüdischer Musiker und Sänger. Gemeinsam mit seinem Cousin Arnold „Nol“ van Wesel bildete er das populäre Jazz-Duo Johnny & Jones, das ab Mitte der 1930er Jahre mit swingenden Rhythmen und humorvollen Liedtexten große Erfolge im niederländischen Radio feierte. Die beiden galten als niederländische Antwort auf die amerikanischen Andrews Sisters – charmant, modern, musikalisch virtuos.

Nach der Besetzung der Niederlande durch die Nationalsozialisten im Mai 1940 durften jüdische Künstler ab 1941 nur noch vor jüdischem Publikum auftreten. 1943 wurde schließlich auch das untersagt. Am 9. Oktober 1943 wurden Max Kannewasser, Arnold van Wesel und ihre Ehefrauen in Amsterdam verhaftet. Man deportierte sie in das Lager Westerbork, wo sie Zwangsarbeit leisten mussten – unter anderem beim Zerlegen abgestürzter Flugzeuge. Trotz allem nahmen sie 1944 dort heimlich sechs Lieder auf, darunter die bekannte Westerbork Serenade – ein ergreifendes musikalisches Dokument jüdischen Überlebenswillens.

Im September 1944 begannen die Deportationen aus Westerbork. Max und Nol wurden über Theresienstadt, Auschwitz und Sachsenhausen schließlich in das Außenlager Ohrdruf (S III) verschleppt – ein brutaler Ort der Zwangsarbeit. Dort mussten sie unter unmenschlichen Bedingungen beim Bau von Stollenanlagen im Jonastal helfen.

Im März 1945 wurden sie weiter nach Bergen-Belsen transportiert. Arnold van Wesel starb dort am 20. März 1945, vermutlich an Erschöpfung oder Krankheit. Max Kannewasser überlebte noch bis zum 15. April 1945 – einem Tag nach der Befreiung des Lagers durch britische Truppen. Als offizielle Todesursache gilt Typhus, doch letztlich starb er an den Folgen von Verfolgung, Gewalt und Entmenschlichung.

Heute erinnert sich die Musikwelt wie die Gedenkkultur an Max Kannewasser als Künstler, der mit Witz, Swing und Würde der Barbarei gegenüberstand. Seine Lieder, insbesondere aus Westerbork, sind musikalische Zeugnisse des Widerstands und des Erinnerns.

Westerbork Serenade – historische Tonaufnahme

 

Marcel Joseph Jules Michelin

Marcel Joseph Jules Michelin wurde am 12. Januar 1886 in Paris geboren.

Marcel Joseph Jules Michelin (1886–1945) – Unternehmer, Widerstandskämpfer, Opfer

Marcel Joseph Jules Michelin wurde am 12. Januar 1886 in Paris geboren. Er war Sohn von André Michelin, Mitbegründer des berühmten Reifenunternehmens Michelin, und selbst engagierter Industrieller, Unternehmer und Förderer des Sports. Als Erfinder der „Micheline“ (leichte Schienenfahrzeuge mit Gummireifen) und Gründer des Rugbyclubs AS Montferrand (heute ASM Clermont Auvergne) prägte er Wirtschaft und Sport in Frankreich nachhaltig.

Während der deutschen Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg unterstützte Marcel Michelin aktiv den französischen Widerstand. Er versteckte Untergetauchte, half bei der Logistik und sabotierte NS-Interessen. Im Juli 1943 wurde er gemeinsam mit seinem Sohn Jacques in Clermont-Ferrand verhaftet.

Am 24. Januar 1944 wurde Marcel Michelin ins Konzentrationslager Buchenwald deportiert und erhielt dort die ftlingsnummer 42867. Dort überstand er zunächst mehrere Selektionen, da er vorübergehend in der Verwaltung und im Revier eingesetzt war. Mehrfach entging er Transporten in härteste Arbeitskommandos — doch am 9. Januar 1945 wurde er endgültig in das Außenlager Ohrdruf (S III) überstellt.

In Ohrdruf musste er unter menschenunwürdigen Bedingungen Stollen und unterirdische Anlagen für das sogenannte „Sonderbauvorhaben III“ errichten. Marcel Michelin war dort körperlich kaum mehr in der Lage zu arbeiten.

Am 22. Januar 1945 starb Marcel Michelin in Ohrdruf, völlig entkräftet und ausgehungert — nur wenige Wochen vor der Befreiung durch US-Truppen.

Nach dem Krieg ehrte man sein Engagement: Das Rugby-Stadion in Clermont-Ferrand trägt seit 2003 den Namen Stade Marcel-Michelin. Auch bei Michelin wird seiner in Unternehmensgeschichten und Gedenkfeiern gedacht.

Sein Schicksal steht stellvertretend für die vielen Widerstandskämpfer, die für ihre Überzeugungen ihr Leben gaben, unabhängig von sozialer Stellung oder Vermögen.

Marcel Lanoiselée

Marcel Lanoiselée wurde am 30. Juni 1921 im französischen Nevers geboren.

Marcel Lanoiselée (1921–2019)

Marcel Lanoiselée wurde am 30. Juni 1921 im französischen Nevers geboren. Er war katholisch, lebte in Riorges und engagierte sich als Bereichsleiter im Widerstandsnetz Franc-Tireur gegen die deutsche Besatzung. Am 10. Dezember 1943 wurde er in Lyon verhaftet und am 29. Januar 1944 als politischer Häftling nach Buchenwald deportiert, wo er die Häftlingsnummer 44368 erhielt.

Ab Dezember 1944 war er im Außenlager Ohrdruf, einem besonders brutalen Teil des KZ-Komplexes Buchenwald, unter der Nummer 104664 registriert. Dort erlebte er Hunger, Gewalt, Massenmorde und die berüchtigten Todesmärsche.

Nach der Befreiung schrieb Lanoiselée das Buch „Ohrdruf, das vergessene Lager von Buchenwald, in dem er die Grausamkeiten und das Leiden der Häftlinge eindrucksvoll dokumentierte.

Für seinen Mut wurde er vielfach geehrt: Er war Offizier der Ehrenlegion und Träger mehrerer Widerstands- und Freiheitsmedaillen. Marcel Lanoiselée starb am 24. Mai 2019 im Alter von 97 Jahren in Roanne.

Sein Leben steht für Widerstand, Erinnerung und die Verpflichtung, das Unrecht niemals zu vergessen.